zu früh gefreut ist besser als gar nicht
Hab ich doch noch vor ein paar Wochen große Reden geschwungen, dass ich bald wieder mit neuen Verbildlichungen meiner, hier gewonnenen, Eindrücke aufwarten werde, muss ich jetzt, nach den jüngsten unglücklichen Ereignissen, dafür wohl wieder zu kreativen Maßnahmen greifen.
Da drängen sich Fragen auf: Welche jüngsten Ereignisse provozieren diese neue Kreativität und warum soll das unglücklich sein? Um das Ganze noch auf die Spitze zu treiben und das Ereignis in größere Zusammenhänge einzuordenen, könnte man sich fragen, ob dieses Ereignis nicht vielleicht doch ein Glücksalsschlag gewesen sein könnte. Doch bevor ich noch dazu neige, die, nach meinem Empfinden, neu auffachende Kleinkriminalität in diesem Land, mit nervenberuhigendem Galgenhumor zu legitimieren, erzähle ich die Geschichte, wie sie war.

© David Fussenegger
Sonntag, 16. März 2008: Du hast deinen ersten freien Tag nach zwölf Tagen durchgehender Arbeit und Uni. Du freust dich sehr, da du heute gemeinsam mit deinem Liebsten und drei Freunden den höchsten Gipfel des Ajusco im Süden von Mexiko-Stadt besteigen wirst. Am Frühstückstisch beklagen sich deine Freunde schlecht geträumt zu haben, du auch. Aber du erwartest die Bewältigung des Gipfels nach einem anstrengenden Aufstieg, das Gefühl der Ruhe, Freiheit und des Friedens nach einem sehr intensiven Leben in Mitten der größsten Stadt der Welt, welche dir sogar zwei Wochen zuvor einen Überfall bescherte.
Du besteigst einen Gipfel, nur du und deine Freunde. Du scheinst dir da sicher zu sein. Du kannst nicht genug bekommen vom Gipfel besteigen, musst auf den höchsten hinauf: du willst auf die Adlerspitze. Du willst noch mehr Freiheit und Zufriedenheit. Du fühlst dich sicher, weil du die Sicherheit nicht in Frage stellst.
Doch dir ist plötzlich klar (nachdem dir bewusst wird, dass Zapatisten wohl nicht in den Bergen von Mexiko-Stadt anzutreffen sind): "Dia überfallod üs iz!" Das Schauspiel kann beginnen. Mit einem "tranquilo" versuchen die zwei maskierten und mit Pistole und Machete bewaffneten Subjekte euch und offensichtlich auch sich selbst zur Ruhe zu bringen. So hast du dir die Ruhe nicht vorgestellt. Du versuchst mittels vermeintlicher schauspielerischer Fähigkeiten noch zu retten, was nicht mehr zu retten ist. Ihnen ist scheiß egal, ob dein Schutzengel von deiner Mama ist und auch die Memory-Card deiner Kamera wollen sie nicht rausrücken, da sie diese dann angeblich nicht mehr verkaufen können. Eigentlich verständlich.
David denkt sich, dass das wohl die Mafia sein muss: er spricht italienisch. Mit "fredo" schafft er es seine und deine Jacke herauszuhanden. Die Uneinigkeit und Unsicherheit von Dick und Doof (klassische Rollenverteilung) führt dazu, dass ein reges Marktplatzhandeln entsteht: Schlüssel, Kreditkarten, Ausweise, Kleidung,... bekommt ihr wieder ausgehändigt.
Netterweise werdet ihr noch darauf hingewiesen, dass weitere ihrer Arbeitskollegen unterwegs seien. Ihr bekommt den Freischein, nicht nochmals ausgeraubt zu werden; nach deinem Nachhaken, auch das Ok für das selbst ausgewählte Schlüsselwort "luna" (schön nicht?!). Noch nettererweise, wünschen die neu gewonnen Feinde mit "cuidado" einen un- und überfallfreien Abstieg. Du sitzt da, beraubt und erniedrigt, bestohlen und eingeschüchtert, übergangen und zornig. Alles können diese Übeltäter dir wegnehmen, aber nicht deinen Humor, mit dem du dir einen Teil deiner verlorenen Macht wieder zurückholen willst: "Versprecht mir gut auf meine Kamera aufzupassen und gute Fotos damit zu machen." -"Claro que sí!"
Da drängen sich Fragen auf: Welche jüngsten Ereignisse provozieren diese neue Kreativität und warum soll das unglücklich sein? Um das Ganze noch auf die Spitze zu treiben und das Ereignis in größere Zusammenhänge einzuordenen, könnte man sich fragen, ob dieses Ereignis nicht vielleicht doch ein Glücksalsschlag gewesen sein könnte. Doch bevor ich noch dazu neige, die, nach meinem Empfinden, neu auffachende Kleinkriminalität in diesem Land, mit nervenberuhigendem Galgenhumor zu legitimieren, erzähle ich die Geschichte, wie sie war.

© David Fussenegger
Sonntag, 16. März 2008: Du hast deinen ersten freien Tag nach zwölf Tagen durchgehender Arbeit und Uni. Du freust dich sehr, da du heute gemeinsam mit deinem Liebsten und drei Freunden den höchsten Gipfel des Ajusco im Süden von Mexiko-Stadt besteigen wirst. Am Frühstückstisch beklagen sich deine Freunde schlecht geträumt zu haben, du auch. Aber du erwartest die Bewältigung des Gipfels nach einem anstrengenden Aufstieg, das Gefühl der Ruhe, Freiheit und des Friedens nach einem sehr intensiven Leben in Mitten der größsten Stadt der Welt, welche dir sogar zwei Wochen zuvor einen Überfall bescherte.
Du besteigst einen Gipfel, nur du und deine Freunde. Du scheinst dir da sicher zu sein. Du kannst nicht genug bekommen vom Gipfel besteigen, musst auf den höchsten hinauf: du willst auf die Adlerspitze. Du willst noch mehr Freiheit und Zufriedenheit. Du fühlst dich sicher, weil du die Sicherheit nicht in Frage stellst.
Doch dir ist plötzlich klar (nachdem dir bewusst wird, dass Zapatisten wohl nicht in den Bergen von Mexiko-Stadt anzutreffen sind): "Dia überfallod üs iz!" Das Schauspiel kann beginnen. Mit einem "tranquilo" versuchen die zwei maskierten und mit Pistole und Machete bewaffneten Subjekte euch und offensichtlich auch sich selbst zur Ruhe zu bringen. So hast du dir die Ruhe nicht vorgestellt. Du versuchst mittels vermeintlicher schauspielerischer Fähigkeiten noch zu retten, was nicht mehr zu retten ist. Ihnen ist scheiß egal, ob dein Schutzengel von deiner Mama ist und auch die Memory-Card deiner Kamera wollen sie nicht rausrücken, da sie diese dann angeblich nicht mehr verkaufen können. Eigentlich verständlich.
David denkt sich, dass das wohl die Mafia sein muss: er spricht italienisch. Mit "fredo" schafft er es seine und deine Jacke herauszuhanden. Die Uneinigkeit und Unsicherheit von Dick und Doof (klassische Rollenverteilung) führt dazu, dass ein reges Marktplatzhandeln entsteht: Schlüssel, Kreditkarten, Ausweise, Kleidung,... bekommt ihr wieder ausgehändigt.
Netterweise werdet ihr noch darauf hingewiesen, dass weitere ihrer Arbeitskollegen unterwegs seien. Ihr bekommt den Freischein, nicht nochmals ausgeraubt zu werden; nach deinem Nachhaken, auch das Ok für das selbst ausgewählte Schlüsselwort "luna" (schön nicht?!). Noch nettererweise, wünschen die neu gewonnen Feinde mit "cuidado" einen un- und überfallfreien Abstieg. Du sitzt da, beraubt und erniedrigt, bestohlen und eingeschüchtert, übergangen und zornig. Alles können diese Übeltäter dir wegnehmen, aber nicht deinen Humor, mit dem du dir einen Teil deiner verlorenen Macht wieder zurückholen willst: "Versprecht mir gut auf meine Kamera aufzupassen und gute Fotos damit zu machen." -"Claro que sí!"
Nataliee - 3. Apr, 04:12